Der Kulturteil des Jahresberichts 2019 ist dem grossen Le Corbusier gewidmet, einem der schaffens- und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts.
Charles-Édouard Jeanneret wurde am 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds geboren. Im Jahr 1900 schreibt ihn sein Vater in die lokale Kunstgewerbeschule ein.
Dort lernt er Charles L’Eplattenier kennen, der sein Lehrer wird und sofort seine Begabungen erkennt, insbesondere sein architektonisches Talent. Nach einem hervorragenden Schulabschluss tritt Le Corbusier eine Reise an, die ihn nach Italien, Österreich, Süddeutschland, Ostfrankreich und schliesslich Paris führt, wo er sich 1917 endgültig niederlässt.
Hier lernt er den Maler Amédée Ozenfant kennen, mit dem er die Zeitschrift «L’Ésprit Nouveau» gründet und beginnt, seine Artikel mit dem Pseudonym Le Corbusier zu signieren.
Als unermüdlicher Experimentierer und Suchender von feinem Verstand wird er in verschiedensten Disziplinen tätig, weil es ihm extrem wichtig ist, als breit aufgestellter Künstler wahrgenommen zu werden.
Ende der 1920er-Jahre beginnt er etwa gemeinsam mit seinem Cousin Pierre Jeanneret und der Designerin Charlotte Perriand auch Einrichtungsgegenstände wie die berühmte «chaise longue basculante» zu entwerfen, durch die sein internationaler Ruhm noch grösser werden sollte.
In den 1930er-Jahren pendelt er unzählige Male zwischen Europa und Amerika, oft aufgrund wichtiger Aufträge. Obwohl der Grossteil seiner städtebaulichen Pläne nicht umgesetzt wird – so etwa der «Plan Voisin» für Paris (1925), der «Plan Obus» für Algier (1930–34) oder die «Ville Radieuse» (1935) –, werden diese Entwürfe zu wahrhaftigen Ikonen zeitgenössischer architektonischer Kultur.
Nach der durch den Zweiten Weltkrieg bedingten Unterbrechung erhält Le Corbusier bald wieder neue Aufträge. In den 1950er-und 1960er-Jahren errichtet er die «Unité d’habitation» in Marseille, die Kapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp (Frankreich), das Dominikanerkloster Sainte-Marie de la Tourette in Éveux, ebenfalls in Frankreich, und vor allem den Kapitol-Komplex von Chandigarh in Indien.
Zahlreiche Studien, Forschungsarbeiten und Preise wurden und werden ihm auf Betreiben der Fondation Le Corbusier (Paris) gewidmet. Der Künstler hat diese Stiftung 1957 selbst gegründet, um durch Erhaltung seiner persönlichen wie beruflichen Archive seinen Ruhm und sein Andenken zu wahren.
Le Corbusier stirbt am 27. August 1965 beim Baden in Roquebrune-Cap-Martin an der Côte d’Azur.
2016 nahm die UNESCO 17 von Le Corbusiers Werken in die Weltkulturerbeliste auf.